Wie aus mehreren Dokumenten des technischen Komitees für Lawful Interception (TC-LI) des ETSI hervorgeht – das sich mit Standards für die Telekommunikationsüberwachung befasst – nehmen seit dem Frühjahr regelmäßig Vertreter der Automobilindustrie an den Sitzungen dieses Überwachungsgremiums teil. Die Begehrlichkeiten betreffen Daten aus der Autoelektronik, um damit gekoppelte Smartphones auszulesen oder um festzustellen, wie viele Personen gerade in einem Auto sitzen. Gefordert ist auch, dass diese Datensätze in Echtzeit geliefert werden. Das geht nur, wenn Hersteller wie Mercedes-Benz oder Volkswagen in ihrer Software entsprechende Schnittstellen für die Behörden einrichten. Die Vorarbeiten dazu seien so vielversprechend verlaufen, dass mit der technischen Umsetzung bald begonnen werden könne, heißt es dazu in einem internen Papier vom 25. April.
Der Plan folgt dem Vorbild der polizeilichen Überwachung von Mobilfunknetzen. Die dafür notwendigen Schnittstellen werden seit 20 Jahren von ETSI normiert. Auch Deutschland ist in diesem von Polizei- und Geheimdienstbehörden dominierten Komitee des ETSI vertreten. Neben dem BKA und mehreren Landeskriminalämtern nehmen der Bundesverfassungsschutz und die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) an den Sitzungen teil.
(Bild: ETSI)
Fahrgestellnummer und IMEI-Identifikation
Oberste Priorität für die Behörden hat die Verknüpfung der IMEI (International Mobile Equipment Identifier) mit der Fahrgestellnummer (VIN) des Fahrzeugs. Autohersteller und Betreiber von Fahrzeugdatenbanken sollen verpflichtet werden, IMEI, VIN und alle möglichen Metadaten des Fahrzeugs nahezu in Echtzeit an die Behörden zu liefern.
Eine Frist von sechs Stunden, wie sie auch die EU-Verordnung zum grenzüberschreitenden Datenzugriff von Ermittlungsbehörden vorsieht, sei dafür angemessen, heißt es in dem Bericht. Über diese Verordnung zur „Beweissicherung in der Cloud“ verhandeln EU-Ministerrat und Parlament bereits seit 2018. Auf Druck der schwedischen Ratspräsidentschaft kam es im Januar zwar zu einer grundsätzlichen Einigung. Tatsächlich bleiben aber zentrale Streitpunkte offen, sodass unklar ist, wann und in welcher Form die Verordnung verabschiedet wird.
Auslesen gekoppelter Smartphones
Gefordert wird auch die Übermittlung der „International Mobile Subscriber Identity“ (IMSI) des Telefonmoduls im Auto, die IMSI ist beispielsweise beim Dienst „We Connect“ von Volkswagen über eine eSIM in der Hardware integriert. Mit einer Smartphone-App können so eine ganze Reihe von Parametern ausgelesen werden. So hat der Fahrzeugbesitzer bereits heute einen Fernzugriff auf bestimmte Funktionen der Bordelektronik, die auch Bewegungsdaten während der Fahrt oder die IDs der mit dem Infotainmentsystem gekoppelten Smartphones verarbeitet und speichert.
Aus dem Navigationssystem des Fahrzeugs wiederum sollen alle zurückgelegten oder geplanten Strecken abgeleitet werden. Da die tatsächlich gefahrenen Strecken ohnehin gespeichert werden, geht diese Forderung weit über ein Bewegungsprofil des Autos hinaus. Daraus können Rückschlüsse auf die Absichten der Person am Steuer gezogen werden. Da alle Einzelinformationen mit einem Zeitstempel versehen sind, erhalten die Strafverfolger einen direkten Einblick in die Entscheidungsfindung der überwachten Person.
Auch die Strafverfolgungsbehörden fordern den Zugriff auf diese Aufzeichnungen, wie der folgende Auszug aus ihrer Wunschliste zeigt.
………………………………….
Das letzte dieser Urteile erging im September 2022 gegen die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland.
Neben Hardware-IDs wie IMEI oder Fahrgestellnummer werden nun auch die aktuellen Positionsdaten des Autos verlangt, und zwar im Minutentakt. Außerdem sollen Geschwindigkeit, Außentemperatur und der Zustand verschiedener Fahrzeugkomponenten wie Tankinhalt oder offene Fenster und Türen ausgelesen werden. Zusätzlich soll über die Bordsensorik erfasst werden, wie viele Personen gerade im Fahrzeug sitzen oder die IDs aller Smartphones, die mit dem Infotainmentsystem verbunden sind. Die Zahl der Personen wird bereits optional bei dem in der EU vorgeschriebenen automatischen Notrufsystem eCall an Rettungsstellen übertragen.
(Bild: ETSI)
Der weitere Standardisierungsprozess
Sobald sich die rund 200 Mitglieder von TC LI auf einen Anforderungskatalog geeinigt haben, geht der Technical Report TR 103 854 zur technischen Umsetzung an die Arbeitsgruppe SA3LI. Diese gehört zur International Telecommunication Union (ITU), die wiederum eine Unterorganisation der Vereinten Nationen ist.
So müssen die technischen Dokumente der SA3LI zumindest teilweise öffentlich zugänglich sein. Die sehr wenigen Dokumente, die für die Öffentlichkeit von Interesse sind, sind in einem Wust in Änderungsanträgen zu technischen Details versteckt. Nur hier sind die Vorgaben des TC LI in der frühen Phase der Entwicklung eines technischen Standards zu finden.
Die nächste dreitägige Konferenz von ETSI TC LI findet am 29. Juni in Rom statt. Anfang September trifft sich das Komitee in Sophia Antipolis an der Côte d’Azur und Ende Oktober in Sydney, Australien. Bei diesen Treffen wird die nächste Version des technischen Berichts 103 854 vereinbart.
Insider
Juli 10, 2025., 18:41 •
Elektronic Schrott, wie bei Boeing und billige Dichtungen, wie bei Porsche, bis Boeing
sibilla
Juli 25, 2025., 21:58 •
Insider
Sep. 07, 2025., 06:58 •
Der Sonntagsfahrer: Grassierende Mobility-Visionitis auf der IAA
Das Auto entkoffiniert
Die IAA wurde sozusagen entkoffeiniert, das ist eigentlich ein Prozess, mit dem Kaffeebohnen das enthaltene Koffein durch Lösungsmittel teilweise oder nahezu vollständig entzogen wird. Es funktioniert aber auch bei einer Auto-Ausstellung, und zwar so: „In über 200 Podiumsdiskussionen, Fireside-Chats und Keynotes werden mehr als 500 globale Vordenker und Top-Entscheider aus Industrie, Politik und Gesellschaft die wichtigsten Herausforderungen und Lösungen in den Bereichen Mobilität, Technologie und Nachhaltigkeit diskutieren.“ 500 Vordenker, die fast durchgängig in Denglisch rückwärts einparken: „How we Move – Introducing the Smart Mobility Space“. „New perpetuum mobile – Software-defined vehicles with intelligent apps shape tomorrows‘ mobility.“ „Mastering the Mobility Transformation“. „Financing the Transformation of the Automotive Industry.“ Neben entcoffeinierten Standuhren werden auf der IAA offenbar auch Transformatoren ausgestellt, garantiert ohne Reizstoffe und Suchtmittel. Wie nachhaltig dieses Geschäft ist, lässt sich beispielsweise an den Halbjahreszahlen 2025 von Porsche ablesen (Gewinn minus 91 Prozent). Wer in die USA schaut, den wichtigsten Automarkt für deutsche Hersteller, kann unschwer feststellen, dass das grüne Diktat mit Verbrennerverboten dort kurz und schmerzlos beendet wurde. Auch das Kapital in Form der großen Investment-Fonds und Banken verabschiedet sich erdrutschartig aus dem Klima- und Nachhaltigkeitsgeschäft. Die ersten Protagonisten dieser Form des Managments gelten inzwischen ebenfalls als vermisst: Der Chef von Jaguar, der künftig irgendwas Diverses und Elektrisches, aber keine echten Jaguars mehr verkaufen wollte, wurde in die Wüste geschickt. Ein Knall im Auspuff, der es aber noch nicht über den Atlantik geschafft hat. Die IAA ist gleichsam der Gipfel der Ahnungslosigkeit, von dem demnächst der mühsame Abstieg beginnt. Als verlässlicher Nichtmerker erweist sich dabei erstaunlicherweise der Deutsche Journalistenverband. Die Titelfrage seiner Verbandszeitschrift lautet pflichtschuldigst zur IAA „Wie gelingt die Verkehrswende Frau Kemfert?“. Beantwortet wird sie also ausgerechnet von der Frau, die für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) narrativiert und als Märchenfee der Energiewende gilt. Zusammen mit ihrem Chef Marcel Fratzscher, dem Märchenonkel der deutschen Ökonomie, bildet Claudia Kemfert seit vielen Jahren ein Dreamteam der Großen Transformation.Von akuter Visionitis befallen
Kemfert versicherte 2012 zuverlässig, es sei keine „Strompreisexplosion zu erwarten“, Fratzscher machte soeben den Vorschlag, die deutsche Volkswirtschaft durch ein verpflichtendes soziales Jahr für Rentner zu ertüchtigen. Von akuter Visionitis befallen sind auch Kemferts Ausführungen zur „Verkehrswende“, in denen sie mit „Mythen im Zusammenhang mit E-Autos aufräumt“. Zu denen zähle etwa, „dass die Reichweite nicht ausreicht – dabei schaffen moderne E-Autos längst 400, 500 Kilometer.“ Darüber unterhalten wir uns am besten mal in einer frostigen Winternacht, aber sei es drum: Ein guter Diesel fährt mehr als doppelt so weit, ist halb so schwer und in fünf Minuten aufgetankt. Warum verbietet man das? Mythos sei auch: „dass das Stromnetz zusammenbricht, wenn alle elektrisch fahren – dabei erfolgt die Elektrifizierung über Jahrzehnte, und das Netz wird entsprechend ausgebaut.“ Die ansonsten energiewendisch arglose „Zeit“ schreibt indes: „Langsamer Netzausbau: Risiko regionaler Stromausfälle steigt“. Nicht richtig sei auch „dass E-Autos ständig brennen – obwohl Verbrenner statistisch viel häufiger Feuer fangen“. Kleine, aber nicht ganz unwichtige Ergänzung: Es ist weniger das Problem, dass E-Autos ab und zu brennen, sondern vielmehr der Umstand, dass sie sich dann kaum löschen lassen. Aus diesem Grunde parken bereits mehrere E-Autofrachter am Meeresgrund, Fähren verweigern ihre Mitnahme und Parkhäuser die Einfahrt. Das müsste doch ins Köpfchen reinpassen, wenn man es ein bisschen neigt und der Verstand sich in einer Ecke konzentrieren kann...................................BuckZiehsMutter
Juli 11, 2025., 07:05 •
Deutschland ist zum Irrenhaus, von korrupten, dummen Spinnern geworden. Und jede Dumm Tussnelda, ohne Moral und Rechtskenntnis, wird Professorin heute
Insider
Juli 12, 2025., 10:47 •