Christian Drosten: „Ich habe keinen Lockdown empfohlen“

 

AKTUELL / 08.11.2025 / 14:00

Quellen-Dossier „Der Staatsverrat“

Redaktion • …gewollt:https://www.zeit.de/2020/50/juergen-windeler-coronavirus-test-pcr-iqwig-gesundheitsforschunghttps://www.welt.de/kultur/plus250658831/Corona-Aufarbeitung-Einblicke-in-die-zynische-Welt-der-Angstkommunikation.html3. Welche Rolle spielte Drostens PCR-Test in der Corona-Krise?Nachweis des neuartigen Coronavirus 2019 mittels Echtzeit-RT-PCR: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31992387/Dauer der Infektiosität und Korrelation mit RT-PCR-Zyklusschwellenwerten: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32794447/NYT über falsch Corona-Tests: https://www.nytimes.com/2020/08/29/health/coronavirus-testing.htmlGibt es überhaupt SARS-CoV-2?SARS-CoV-2-Aerosol- und intranasale Expositionsmodelle bei Frettchen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38140582/SARS-CoV-2: Ultrastrukturelle Charakterisierung der Morphogenese https://www.mdpi.com/1999-4915/14/2/201Ein neues Coronavirus, das mit Atemwegserkrankungen beim Menschen in China…  / MEHR 

INLAND / 14.10.2025 / 12:00

Corona-Aufarbeitung: Opfer, Schäden und Lügen

Gunter Frank • …offenbar wichtiger als Aufklärung. Drosten – bitte keine Fragen Christian Drosten hielt in Heidelberg ein Plädoyer für die Gain-of-Function-Forschung. Kritik daran gilt für ihn als Wissenschaftsfeindlichkeit. Er gehört offenbar zu den Letzten, die noch bestreiten, dass SARS-CoV-2 aus einem Labor stammen könnte – alle gegenteiligen Hinweise werden ignoriert. Auch die… 10  / MEHR 

INLAND / 02.10.2025 / 06:25

Und schon wieder testet Bill Gates unseren Puls

Martina Binnig • …der Charité (Leitung: Christian Drosten) angesiedelt, das Teil des damals neu geschaffenen Zentrums „Charité Global Health“ ist. Im März 2020 bekam die Charité darüber hinaus einen Zuschuss von einer Viertel Million Euro von der Gates-Stiftung für die Entwicklung von diagnostischen Mitteln zur schnellen Reaktion auf das Coronavirus. Ein gewisser Interessenkonflikt… 57  / MEHR 

INLAND / 01.10.2025 / 06:05

Die Unschärfen des C. Drosten

Kay Klapproth • In Heidelberg präsentierte Christian Drosten seinem Publikum eine verwirrende Mischung aus gentechnischen Trivialitäten und längst widerlegten Behauptungen.Am 26. September hielt Prof. Christian Drosten auf Einladung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften einen Vortrag mit dem Titel „Gentechnische Forschung an Krankheitserregern nach COVID-19“. Vor etwa 200 Zuhörern stellte der Leiter des Virologischen… 74  / MEHR 

Bei Drostens zweiter Anhörung vor dem Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen fielen fragwürdige Aussagen. Zwei werden von der Staatsanwaltschaft Dresden geprüft, zwei weitere sind neu hinzugekommen.

Christian Drosten vor seiner zweiten Einvernahme beim Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen, 21. August 2025. Foto: Claudia Jaworski

Der Sächsische Landtag war erneut gut besucht, als der Virologe Christian Drosten am 21. August zum zweiten Mal als Sachverständiger vor dem Corona-Untersuchungsausschuss auftrat. Wie bereits bei seiner ersten Anhörung im Mai war der Zutritt zum Plenarsaal für Pressevertreter untersagt, so dass keine Interviews mit Herrn Drosten möglich waren. In meiner Berichterstattung wies ich auf zwei mutmaßliche Falschaussagen Drostens hin – vor einem Untersuchungsausschuss kann das gemäß § 153 StGB eine Straftat darstellen, je nach dem, ob dabei Vorsatz vorlag. Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Dresden die beiden Aussagen von Drosten vor dem sächsischen Untersungsausschuss, wie Multipolar und die Berliner Zeitung berichteten. Nach einer gründlichen Analyse drängt sich der Verdacht weiterer Falschaussagen auf: Insgesamt vier Aussagen Drostens könnten “uneidliche falsche Aussagen” gemäß § 153 StGB darstellen – zwei sind neu hinzugekommen. Auf schriftliche Rückfrage zu den Widersprüchen hat sich Drosten nicht geäußert.

 

Im ersten Teil meines Berichts stelle ich die vier mutmaßlichen Falschaussagen Drostens vor dem Ausschuss vor. Im zweiten Teil berichte ich über weitere zentrale Punkte in Drostens Ausführungen, die teilweise ebenso diskussionswürdig sind.

Multipolar und Berliner Zeitung zu den mutmaßlichen Falschaussagen von Christian Drosten vor dem Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen

1) “Ich habe keinen Lockdown empfohlen”

Eine mutmaßliche Falschaussage Drostens, die nach einer Analyse des Materials neu hinzugekommen ist, betrifft Drostens Empfehlungen zum Lockdown. Der BSW-Abgeordnete Hentschel-Thöricht hatte eine Rückfrage zum zweiten Lockdown: Aus dem Epidemiologischen Bulletin des RKI vom 23. April 2020 sei hervorgegangen, dass das Maximum der ersten Welle bereits am 18. März 2020 erreicht gewesen sei – schon vor dem Beginn des ersten Lockdowns. Das sei auch später mehrfach bestätigt worden. Er gehe davon aus, dass Drosten diese Information bekannt sei. “Sie haben ja im Herbst 2020 einen Lockdown empfohlen”, gab der Abgeordnete zu bedenken.

Epidemiologisches Bulletin des RKI, 23. April 2020, Seite 14: Das Maximum der Neuerkrankungen liegt deutlich vor dem ersten Lockdown

“Also erstens, ich habe keinen Lockdown empfohlen”, entgegnete ihm Drosten. Er habe in der Öffentlichkeit und in seinem Podcast die Auswirkungen von verschiedenen Szenarien dargestellt, und das “sicherlich auch im Unterton für eine gute Idee gehalten”, aber sich immer von “solchen Forderungen” ferngehalten. Damals sei ein “Circuit Breaker-”, ein sogenannter Wellenbrecher-Lockdown diskutiert worden – ein kurzfristiger und zeitlich festgelegter Lockdown. Das Phänomen, das der Abgeordnete angesprochen habe, dass die Inzidenz schon leicht gesunken sei, bevor die politischen Maßnahmen gegriffen hätten, habe es nicht nur in Deutschland gegeben. Das hätte daran gelegen, dass die Bevölkerung “Angst vor dem Virus” gehabt und ihr Verhalten von selbst angepasst habe. Als er im März 2020 die Ministerpräsidentenkonferenz beraten habe, sei Berlin-Mitte “gespenstisch” leer gewesen. Freiwillige Verhaltensänderungen seien der Grund dafür, warum die Inzidenz schon vorher ein wenig abgeknickt sei. Doch wenn die Politik an dieser Stelle nicht gehandelt hätte, wäre die Inzidenz “richtig durch die Decke gegangen”. Das habe man in Ländern sehen können, wo die politische Entscheidung erst später gekommen sei.

Die Aussage von Drosten, er habe keinen Lockdown empfohlen, ist unwahr, denn in der 7. Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina vom 08. Dezember 2020, die er mit unterzeichnet hat, wird bereits im Titel ein Lockdown empfohlen – und zwar nicht irgendein Lockdown, sondern ein “harter Lockdown”: “Coronavirus-Pandemie: Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen”.

 

 

Zum Zeitpunkt, als die Leopoldina-Stellungnahme erschien, lief bereits seit sechs Wochen der sogenannte “Wellenbrecher-Lockdown”, der als “Teil-Lockdown” galt und von den Autoren der Stellungnahme kritisiert wurde, weil er ihnen nicht hart genug erschien. Unterschrieben wurde die Leopoldina-Stellungnahme neben Christian Drosten auch von zahlreichen anderen bekannten Protagonisten der Corona-Zeit, darunter der ehemalige Leiter des RKI, Lothar Wieler, der Leiter der STIKO, Thomas Mertens, der Vorstandsvorsitzende der Charité, Heyo K. Kroemer, die ehemalige Leiterin des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, die Nudging-Expertin Cornelia Betsch, die Virologinnen Melanie Brinkmann und Sandra Ciesek, sowie die Modellierer Dirk Brockmann, Michael Meyer-Hermann und Viola Priesemann.

Nicht nur in der Überschrift, sondern auch im Text der Stellungnahme wird von den Autoren an mehreren Stellen ein “harter Lockdown” empfohlen – so heißt es etwa gleich auf der ersten Seite:

”Trotz Aussicht auf einen baldigen Beginn der Impfkampagne ist es aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig, die weiterhin deutlich zu hohe Anzahl von Neuinfektionen durch einen harten Lockdown schnell und drastisch zu verringern. Die Einführung des Lockdowns sollte bundesweit einheitlich in zwei Schritten erfolgen.”

 

 

Auf Seite Zwei heißt es:

”Ab dem 24. Dezember 2020 bis mindestens zum 10. Januar 2021 sollte in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen, d. h. ein verschärfter Lockdown eingeführt werden.”

 

Und auf Seite Vier heißt es:

”Ohne verschärften Lockdown in der Weihnachtspause besteht die Gefahr, dass der aktuelle Teil-Lockdown mit seinen Beschränkungen für Monate aufrechterhalten werden muss. Dies würde neben ausfallender Wertschöpfung auch zu hoher Belastung der öffentlichen Haushalte führen, weil die geschlossenen Unternehmen Überbrückungshilfen benötigen.”

 

Die 7. Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina vom 08. Dezember 2020 hatte massiven und direkten Einfluss auf die Regierungsentscheidungen der kommenden Wochen: So forderte Angela Merkel in ihrer Rede zum Bundeshaushalt vom 09. Dezember 2020 eine Verlängerung des Lockdowns, Schul- und Geschäftsschließungen, sowie Kontakteinschränkungen, und rechtfertigte ihre Forderung mit ebenjener Leopoldina-Stellungnahme, die am Tag vorher erschienen war:

“Die Leopoldina hat uns gestern in drei Stufen genannt, was jetzt notwendig ist.”

“Nun hat uns die Leopoldina gesagt, für diese Zeit sollten wir wirklich alle Kontakte, die nicht absolut notwendig sind, reduzieren und meiden.”

“Wenn die Wissenschaft uns geradezu anfleht, vor Weihnachten, also bevor man Oma und Opa und andere ältere Menschen sieht, eine Woche der Kontaktreduzierung zu ermöglichen, dann sollten wir vielleicht doch noch mal nachdenken, ob wir nicht irgendeinen Weg finden, die Ferien nicht erst am 19. Dezember beginnen zu lassen, sondern vielleicht schon am 16. Dezember.”

“Die Leopoldina hat auch recht, wenn sie uns mahnt, nach der Zeit des Zurückfahrens die möglichst höchste Berechenbarkeit für die weiteren Maßnahmen aufzuzeigen.”

In seinem NDR-Podcast 68 “Coronavirus-Update: Harter Lockdown jetzt?” stellte Drosten die besagte Leopoldina-Stellungnahme als “deutliche und letzte Warnung der Wissenschaft” vor. Man müsse den “Ferieneffekt” nutzen und diesen umwandeln in einen “Lockdown über die Feiertage”.

Darüber hinaus äußerte sich Drosten in zahlreichen Medienberichten und eigenen Podcasts immer wieder wohlwollend über Lockdowns: Unvergessen ist beispielsweise die “Holzhammer”-Metapher, die er dafür bemühte – oder der “Der Tanz mit dem Tiger”, der laut Drosten nach dem “Hammer”, dem Lockdown, kommen sollte.

Die Aussage Drostens vor dem Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen, er habe keinen Lockdown empfohlen, ist demnach eine falsche Tatsachenbehauptung. Die Staatsanwaltschaft Dresden hat von dieser Falschaussage bislang noch keine Kenntnis. Auf schriftliche Rückfrage an Drosten zum Widerspruch zwischen seiner Aussage vor dem Ausschuss, und der Empfehlung eines harten Lockdown in der Leopoldina-Stellungnahme, hat Drosten bis zur gesetzten Frist am Dienstag, 23. September um 18 Uhr, innerhalb von drei Werktagen nicht geantwortet.

2) “Ich habe nicht Politikberatung zur Impfung gemacht. Nie. In keiner Situation.”

Drosten erklärte vor dem Ausschuss, er habe sich beim Impfthema immer abgegrenzt und gesagt, eigentlich sei er da kein Experte: “Ich habe nicht Politikberatung zur Impfung gemacht. Nie. In keiner Situation.”, erklärte er vor dem Ausschuss. Er habe das auch medial immer so wiederholt. Er arbeite gar nicht an Impfungen, da müsse man eigentlich jemand anderen fragen. Wenn der Abgeordnete ihm nicht glaube, könne er das Protokoll des Corona-Podcasts durchsuchen, das habe mehr als tausend Seiten, er könne das einfach herunterladen und nachlesen, er habe immer öffentlich gesagt, er sei kein Impfexperte. Er habe immer darauf hingewiesen, dass die Impfexperten in erster Linie in der STIKO sitzen würden. Zum Thema Impfung müsse man eher die STIKO-Stellungnahmen anschauen – das seien “höchstgradig fundierte Dokumente”.

Die Aussage Drostens, er habe nie Politikberatung zur Impfung gemacht, ist unwahr. Zwar gibt es keine Beweise dafür, welche konkreten Ratschläge Drosten der Politik in geschlossenen Beratergremien gegeben hat, etwa in Angela Merkels Beraterstab, dem er angehörte, oder während der drei Ministerpräsidentenkonferenzen, denen er beiwohnte, da diese Beratungstätigkeit unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Auch seine medial immer wieder getätigten Impfempfehlungen (1, 2, 3) gelten strenggenommen nicht als “Politikberatung”, auch wenn sie zur Meinungsbildung von Politikern beigetragen haben.

Doch Drosten war auch regelmäßiger Mitautor und -unterzeichner von Leopoldina-Stellungnahmen – und diese gelten als offizielle Dokumente der Politikberatung. In der Pressemitteilung (Archive) zur 10. Ad-hoc-Stellungnahme auf der Leopoldina-Webseite heißt es:

”Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Hierfür erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Daher bildet auch die vorliegende Stellungnahme die Perspektiven der beteiligten Wissenschaftsdisziplinen ab. Entscheidungen zu treffen und dabei die Interessen der zahlreichen anderen Stakeholder zu berücksichtigen, ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik.”

Auf der Webseite der Leopoldina beschäftigt sich sogar ein eigener Menüpunkt ausschließlich mit dem Thema Politikberatung. Angela Merkel stattete der Leopoldina im Februar 2020 einen Besuch ab – in der Berichterstattung dazu heißt es: “Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen Besuch bei der Nationalakademie Leopoldina angekündigt. Vorab lobt sie deren Rolle als Ratgeber der Politik.” Leopoldina-Stellungnahmen sind demnach Dokumente, die dezidiert der Politikberatung dienen.

In der 10. Ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina vom 27. November 2021, die Drosten mit unterzeichnet hat, empfahl die Autorengruppe die Impfung aller Kinder ab fünf Jahren, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal eine STIKO-Empfehlung für vorerkrankte Kinder in dieser Altersgruppe vorlag:

”Unter Berücksichtigung der aufgeführten direkten und indirekten Folgen ist eine Impfung von Kindern und Jugendlichen ab fünf Jahren mit einem geeigneten Impfstoff zu empfehlen.”

Und als Fußnote:

“Entsprechend der Zulassungsempfehlung der European Medicines Agency für den Impfstoff Comirnaty für 5- bis 11-Jährige vom 25.11.2021 (.)”

 

 

Die EMA-Empfehlung, die in den Fußnoten zitiert wird, war übrigens erst am 25. November 2021 erfolgt, und die EU-Kommission hatte erst einen Tag später, am 26. November 2021, den Impfstoff für unter 12-Jährige zugelassen. Wiederum nur einen Tag später, am 27. November 2021, empfahlen bereits die Leopoldina-Autoren in ihrer Stellungnahme die Impfung für über 5-Jährige – ohne eine STIKO-Empfehlung abzuwarten, die Drosten vor dem Ausschuss als das zuständige und verantwortliche Gremium darstellte.

Die Leopoldina-Stellungnahme entfaltete unmittelbar nach ihrem Erscheinen politischen Einfluss auf die Länder: So bereitete etwa das Land Brandenburg nur wenige Tage später, am 01. Dezember 2021, erste Impfungen für gesunde Kinder ab 5 Jahren vor. Der Vorstoß erfolgte ohne STIKO-Empfehlung, nur auf Grundlage der EMA-Zulassung und darauf aufbauenden Leopoldina-Empfehlung. Die Einschätzung der STIKO, des eigentlich für Impfempfehlungen zuständigen Gremiums, wurde übergangen.

STIKO-Chef Thomas Mertens meldete sich wenige Tage nach Erscheinen der Stellungnahme, am 02. Dezember 2021, öffentlich zu Wort, und ging auf deutliche Distanz zur Empfehlung der Leopoldina-Autoren: Er würde seine eigenen kleinen Kinder derzeit nicht impfen lassen, es gebe zu wenige Daten, erklärte Mertens in einem FAZ-Podcast.

 

Auch Drostens Aussage, er habe immer darauf hingewiesen, dass die Impfexperten in der STIKO säßen, ist fragwürdig, angesichts seiner recht großzügig angelegten Ratschläge zur Kinder- oder Booster-Impfung. Drosten rechtfertigte seine Kinder-Impfempfehlung in der Leopoldina-Stellungnahme in einem Disput mit dem Virologen Jonas Schmidt-Chanasit auf X mit der Begründung, die STIKO habe damals eben noch an der Impfempfehlung für 5-11 Jährige gearbeitet – sie habe noch Zeit gebraucht, aber sei ja keine “Verbotsinstanz” für andere Ärzte:

”Sie scheinen zudem die Stiko zu einer Verbotsinstanz stilisieren zu wollen, die bestimmt, was Ärzte dürfen und nicht dürfen. (.) Und natürlich dürfen sich ärztliche Experten – egal ob bei der Leopoldina, auf einem Kongress oder in einem Fernsehinterview – in einem dynamischen Geschehen mit ihrer fachlich begründeten Einschätzung äußern. (.) Eine explizite Stiko-Empfehlung für das Impfen von Kindern gab es einfach noch nicht, weil die Stiko daran eben noch arbeitete. Die Studien zu Vakzinen mit reduzierter Dosis kamen gerade herein und die Stiko brauchte nun einmal Zeit, diese aufzunehmen.”

 

Fakt ist, dass die Leopoldina-Autoren mit ihrer politischen Empfehlung nicht auf die STIKO gewartet haben, und im Alleingang vorgeprescht sind. Die STIKO hatte zum Zeitpunkt des Erscheinens der Leopoldina-Stellungnahme am 27. November 2021 nämlich noch gar keine Impfempfehlung für unter 12-Jährige abgegeben – weder für gesunde, noch für vorerkrankte Kinder. Erst am 09. Dezember 2021 begann sie ein internes Stellungnahmeverfahren zu einer möglichen Impfempfehlung ausschließlich für vorerkrankte 5-11-Jährige. Am 17. Dezember 2021 folgte dann die Empfehlung, aber nicht für gesunde unter 12-Jährige. Erst im Mai 2022 empfahl die STIKO die Impfung auch für gesunde 5-11-Jährige – ein halbes Jahr nach der Kinder-Impfempfehlung der Leopoldina, die Drosten unterzeichnet hat, und die sich direkt an die Politik gewandt hatte.

………………………………

 

Seitenhiebe gegen den Virologen-Kollegen Hendrik Streeck

 

Drosten kritisierte vor dem Ausschuss auch Kollegen, die in seinen Augen unlautere „Profiteure“ der Corona-Jahre gewesen seien. Manche von ihnen hätte „eine politische Agenda“ gehabt, und wie man heute rückblickend wisse, „auch damals schon Parteimitgliedschaften“. Sie würden heute „politische Karriere machen“ und hätten „schon längst die Wissenschaft verlassen“. Sie hätten „falsche Informationen, die populär waren, populistisch in die Öffentlichkeit gesetzt“. Eine valide politische Aufarbeitung der Corona-Pandemie sollte daher unbedingt auch versteckte politische Abhängigkeiten identifizieren, um so etwas in der Zukunft zu verhindern. Drosten nannte an dieser Stelle noch keinen Namen, aber von der Profilbeschreibung kann er eigentlich nur seinen Erzrivalen, den Virologen Hendrik Streeck, meinen.

An anderer Stelle sprach Drosten unverblümter aus, was er von Streeck hält: Dessen “Identifikation mit einem Plädoyer für eine Durchseuchung” sei aus der Heinsberg-Studie gekommen. Bereits Ende Februar 2020, als die Studie losgegangen sei, habe es eine Pressekonferenz mit “breiter Ansprache” gegeben, zu einem Zeitpunkt, als noch keine wissenschaftlichen Daten vorgelegen hätten. Die Botschaft sei gewesen: Viele Menschen seien bereits immun, ohne es zu merken – deswegen sei die Sterblichkeit der Erkrankung viel geringer als angenommen. Daraus sei gleich eine politische Botschaft gemacht worden, um zu schnelleren Öffnungsschritten zu kommen. In Drostens Augen sei das eine “drastische Fehleinschätzung” gewesen. Das später veröffentlichte Manuskript der Heinsberg-Studie, das die Datenbasis für die “politisch platzierten Aussagen” dargestellt habe, habe die zuvor getätigten Aussagen nicht gestützt. Die ermittelte Antikörperprävalenz von 15 Prozent habe eben nicht gezeigt, dass die meisten schon immun seien und man jetzt öffnen könne, sondern, dass man eben nicht öffnen könne. Von der ermittelten Sterblichkeitsrate von 0,4-0,5 Prozent sei behauptet worden, sie läge deutlich unter der in China ermittelten Sterblichkeit, habe sich aber nicht deutlich von bereits kursierenden Sterblichkeits-Einschätzungen unterschieden.

Die Schlussfolgerungen, mit denen man bereits vor Veröffentlichung der Daten an die Öffentlichkeit gegangen sei – die Bevölkerung sei bereits breit immunisiert, und die Krankheit sei deutlich weniger tödlich als wir dachten – seien auf der Datengrundlage nicht haltbar gewesen. Trotzdem seien diese Aussagen in die “ganz breite politische Öffentlichkeit” getragen worden. Herr Laschet habe neben Herrn Streeck auf derselben Bühne gestanden – noch vor Veröffentlichung der zugrundeliegenden Daten. Er sage das so ad Personam gegen Streeck, weil Streeck inzwischen ja auch Politiker sei, und sich schon in der ganzen Pandemie wie ein Politiker verhalten habe. Das müsse man schon sehr in Frage stellen. Drosten führte aus: “Als Wissenschaftler” würden “sie” (“wir”) das sowieso in Frage stellen, aber auch politisch müsse man mal darüber nachdenken, was das für den “Schutz der Bevölkerung” und die “Verantwortungsfähigkeit eines Wissenschaftlers oder Politikers” bedeute. An einer anderen Stelle des Ausschusses, als er auf Vorbemerkungen seiner Kollegen Dr. Detlev Krüger, seinem Vorgänger an der Charité, und Hendrik Streeck angesprochen wurde, meinte Drosten, er bezweifle, dass seine Kollegen ihm “Paroli bieten” könnten.

Persönliches Fazit des zweiten Drosten-Auftritts vor Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen

Anders als bei seiner ersten Anhörung vor dem Corona-Untersuchungsausschuss in Sachsen wirkte Drosten bei der zweiten Sitzung auffallend selbstsicher. Während er beim ersten Mal sein Eingangsstatement noch stockend vom Blatt abgelesen hatte, gab er sich diesmal betont kämpferisch und selbstbewusst. Offenbar hatte die vorangegangene Sitzung ihm einen Eindruck von einer fachlich begrenzten Kompetenz der Abgeordneten vermittelt, so dass er nicht allzu viel kritische Nachfragen zu befürchten hätte. Seine Taktik bestand diesmal augenscheinlich darin, auf jede Frage mit einem ausgiebigen Redeschwall – gespickt mit zahlreichen persönlichen Betroffenheitsanekdoten – zu antworten. Wenn er mit Nachfragen konfrontiert wurde, reagierte er schnell pampig, herablassend und verwies auf seine fachliche Autorität, die beim Nachfragenden offenbar nicht in gleicher Form gegeben sei.

Drostens Kalkül ist teilweise aufgegangen: Bis auf wenige Ausnahmen hakten die Abgeordneten auf fragwürdige bis falsche Äußerungen nicht nach, sondern gingen kommentarlos zur nächsten Frage über. Eine nachträgliche Kommentierung über eine kritische Berichterstattung wird aber naturgemäß viel weniger Schlagkraft entfalten, als eine direkte Konfrontation direkt vor dem Ausschuss. Es fehlte Drosten beim Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen ganz klar ein patenter Gegenspieler, der fachlich tief genug in der Materie steckt, um seine Verdrehungen, Verharmlosungen und Falschbehauptungen fundiert zu widerlegen. Die Fragen der Abgeordneten waren häufig nicht schlecht, verliefen aber im Sande, weil Drostens darauffolgende, fragwürdige Äußerungen unkommentiert stehenblieben.

Hier stößt das Konzept eines Untersuchungsausschusses an seine Grenzen, da fachfremde Abgeordnete auf Menschen stoßen, für die eine Befragung auf ihrem täglichen Fachgebiet ein Heimspiel darstellt. Die gleiche unfaire Ausgangssituation bestand auch während der Corona-Jahre: Auch hier konnten schwer mit Interessenkonflikten behaftete Experten fachlich unbeleckten Politikern praktisch alles erzählen. Was zählte, war das Autoritätsargument – hat der jeweilige Experte eine gesellschaftlich anerkannte Autorität, etwa in Form einer Mitgliedschaft an einer renommierten Fachgesellschaft, dann muss sein Wort wohl etwas wert sein. Die von den Experten vorgetragenen Argumente waren für Abgeordnete oft nur schwer greifbar, geschweige denn widerlegbar. Genau dieses Phänomen einer ungleichen fachlichen Ausgangssituation spiegelte sich auch vor dem Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen wider.

Das Besondere an einem Untersuchungsausschuss ist jedoch die Tatsache, das in diesem Rahmen gefallene, uneidliche falsche Tatsachenbehauptungen gemäß 153 StGB strafbar sind. Öffentliche Lügen sind allgemein nicht strafbar, vor einem Untersuchungsausschuss jedoch schon, denn die zentrale Funktion eines Untersuchungsausschusses ist die Wahrheitsfindung. Es bleibt abzuwarten, ob die Staatsanwaltschaft Dresden die neu hinzugekommenen, mutmaßlich uneidlichen falschen Aussagen von Drosten vor dem Untersuchungsausschuss in ihre Ermittlungen mit aufnehmen wird.

Drosten tätigte vor dem Ausschuss weitere fragwürdige Äußerungen: In Drostens Welt verbreitet sich ein Virus, wenn es nicht durch Maßnahmen oder eine Impfung gestoppt wird, in alle Ewigkeit exponentiell. Er beklagte eine „False Balance“, eine angebliche Übergewichtung von abweichenden, marginalen Stimmen in der Medienlandschaft – während in großen Teilen der Bevölkerung die Sichtweise vorherrscht, dass Kritiker medial deutlich unterrepräsentiert waren, und in Talkshows eigentlich nur eingeladen wurden, um sie im beliebten Vier-gegen-Eins-Prinzip öffentlich niederzumachen. Wenn für Drosten schon ein Kollege wie Streeck zu den nicht tragbaren Personen gehört – und dieser während Corona weiterhin in Talkshows eingeladen wurde – wird möglicherweise klarer, was Drosten mit „False Balance“ meint: Selbst einen Hendrik Streeck einzuladen, stellt aus Drostens Sicht bereits eine unverantwortliche „falsche Gewichtung“ von Expertenmeinungen in der Öffentlichkeit dar.

 

Drosten stellte sich vor dem Ausschuss als Opfer der Medien dar, und verwies auf die hohen persönlichen Gefahren und Entbehrungen, die er für “die Wissenschaft” auf sich genommen habe – während die einzige reale Gefahrensituation, auf die er verweisen kann, ein Pöbel-Vorfall auf einem Campingplatz war: Ein sicher durchaus unangenehmes Ereignis, das niemandem zu wünschen ist. Andere Fachleute haben in den Corona-Jahren jedoch für ihre wissenschaftliche Überzeugung ernsthafte Opfer erbringen müssen: Vom Verlust des Arbeitsplatzes, über Hausdurchsuchungen, Gerichtsverfahren, Enthebungen aus dem Dienst, Aberkennungen von Rentenansprüchen, bis hin zu Freiheits- oder Bewährungsstrafen.

Aus zeitheuristischen Gründen war es mir nicht möglich, in diesem Bericht alle fragwürdigen Äußerungen Drostens einzuordnen. Eine Bewertung unkommentiert gebliebener Aussagen überlasse ich dem Leser.

Das war Teil Zwei der Anhörung von Christian Drosten vor dem Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen in der Rolle eines Sachverständigen. Da die BSW-Fraktion (als einzige) noch weitere Fragen an Drosten hat, wird Drosten voraussichtlich noch ein drittes Mal als Sachverständiger vor den Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen vorgeladen, ein Termin steht noch nicht fest. Die Fraktion der AfD plant darüber hinaus, Drosten noch einmal in der Rolle eines Zeugen zu vernehmen.

Ich bedanke mich herzlich bei der Rechercheurin Stefanie (Quo_Vadis_BRD) für die wertvollen inhaltlichen Anregungen und die gemeinsame Recherche.

Addendum: Die Einvernahme des Datenanalysten Tom Lausen

Im Folgenden stelle ich das Eingangsstatement von Tom Lausen zur Verfügung, der am 21. August als zweiter Sachverständiger nach Drosten vernommen wurde. In seinen Ausführungen ging Lausen auch kritisch auf zentrale Aussagen seines Vorredners ein.

 

https://www.velazquez.press/p/christian-drosten-ich-habe-keinen?img=https%3A%2F%2Fsubstack-post-media.s3.amazonaws.com%2Fpublic%2Fimages%2F373dd7be-a7e1-4e9b-9cd2-50878983113a_1536x1660.png&open=false

 

 

Christian Drosten hat während der Corona-Pandemie die Einführung von Lockdowns ausdrücklich empfohlen, besonders in Form eines sogenannten „Wellenbrecher-Lockdowns“ im Herbst 2020[1][2][3]. Er sah Lockdowns als sinnvolle Maßnahme zur Eindämmung der Infektionszahlen, vor allem wenn andere Möglichkeiten zur Kontrolle nicht ausreichten oder Gesundheitsämter überlastet waren[4].

https://x.com/RealWsiegrist/status/1970711240591675786

Antworten
Teilen
35
40

 

Biowaffe Antibiotika

Big Pharma verkauft Medikamente – die Mobilfunkindustrie verkauft Strahlung


Gerald Haug, Leopoldina Chef

Die korrupte Hirnlose Frau der SPD Bildung, die auch nie eine TU Muenchen Professorin ist und war, nur Dumm Kriminell ist und war und vollkommen Korrupt. SPD Dumm ist Professorin, aber von was