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Studie: Natürliche Immunität übertrifft Impfschutz bei COVID-19
Eine aktuelle Studie einer Forschergruppe aus Estland zeigte, dass Ungeimpfte, die eine natürliche Immunität durch eine COVID-19-Infektion erlangten, deutlich besser vor einer weiteren Infektion geschützt waren als Geimpfte, die in der Vergangenheit noch keine zusätzliche Infektion hatten.
Laut der Studie war bei Geimpften die Wahrscheinlichkeit, erneut an COVID-19 zu erkranken, während der Omikron-Welle 1,13-mal und während der Delta-Welle sogar fast fünfmal höher.
Darüber hinaus war die Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthalts bei Geimpften während der Omikron-Welle im Vergleich zu jenen mit natürlich erworbener Immunität rund zweimal und während der Delta-Welle mehr als siebenmal höher.
Deutlich besser als die Impfung alleine schütze im Falle einer erneuten Infektion laut den Studienautoren die sogenannte „hybride“ Immunität. Dies ist eine Kombination aus einer vorherigen COVID-19-Infektion und der Impfung.
„Unsere Studie hat gezeigt, dass die natürliche Immunität im Vergleich zur impfinduzierten Immunität einen stärkeren und länger anhaltenden Schutz vor Infektionen, Symptomen und Krankenhausaufenthalten bietet“, schreiben Doktor Anneli Uusküla vom Department of Family Medicine and Public Health an der Universität Tartu und ihre mit Mitautoren.
Frühere Studien haben ebenfalls herausgefunden, dass die Immunität nach einer Infektion gleichwertig oder gegenüber dem alleine durch Impfungen gebotenen Schutz sogar überlegen ist.
Dr. Uusküla und ihr Forschungsteam schrieben, dass es in der vorhandenen Literatur zu diesem Thema Forschungslücken gäbe, was sie dazu motivierte, diese Studie durchzuführen.
Das Studiendesign im Überblick
Aus der gesamten Studienteilnehmerzahl von 329.496 Erwachsenen teilten die Forscher diese in drei Kohorten ein.
In Kohorte 1 untersuchten sie das Infektionsrisiko sowie die Wahrscheinlichkeit einer Hospitalisierung von ungeimpften Probanden, die zuvor noch keine Infektion durchgemacht hatten, im Vergleich zu jenen, die bereits eine natürliche Immunität durch eine vergangene Infektion aufgebaut haben.
Kohorte 2 umfasste Ungeimpfte mit einer natürlichen Immunität durch eine vorherige COVID-19-Erkrankung und verglich diese mit Probanden, die sowohl eine natürliche Immunität durch eine vorherige Infektion hatten, als auch zusätzlich vollständig geimpft waren – also eine sogenannte „hybride“ Immunität aufwiesen. Dabei wurde nicht berücksichtigt, ob in der Vergangenheit zuerst die Impfungen oder die Infektion erfolgte.
In Kohorte 3 wurden ungeimpfte Probanden, die ihre Immunität durch eine Infektion auf natürliche Weise aufgebaut hatten, mit Probanden verglichen, die vollständig geimpft waren, aber in der Vergangenheit noch keine zusätzliche Infektion hatten.
Der primäre Endpunkt, der in der Studie untersucht wurde, war das Risiko für eine durch Labortests bestätigte COVID-19-Infektion. Dabei wurden je nach Probandengruppe unterschiedliche Zeiträume berücksichtigt: Bei Menschen ohne vorherige Immunität war der Zeitpunkt der Infektion für das Studiendesign irrelevant, bei jenen mit natürlicher Immunität nach mindestens 60 Tagen nach der Erholung von einer früheren Infektion. Bei den vollständig geimpften mindestens 14 Tagen nach der erfolgten Impfung und für jene mit Hybridimmunität mindestens 14 Tage nach der Impfung oder 60 Tagen nach Erholung von einer Infektion.
Im zweiten Endpunkt wurde das Risiko für eine Krankenhauseinweisung von den an COVID-19 erkrankten Probanden mit schweren Atemwegssymptomen untersucht.
Natürliche Immunität schützt vor schweren COVID-19-Verläufen
Die Forscher nutzten nationale Gesundheitsakten und untersuchten Daten aus der Zeit zwischen dem 26. Februar 2020 und dem 23. Februar 2022. Diese fiel hauptsächlich in den Zeitraum der COVID-19-Varianten Delta und Omikron.
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass eine natürliche Immunität sowohl im Zeitraum von Delta und Omikron äußerst wirksam war, um vor erneuten COVID-19-Infektionen geschützt zu sein, die zu schweren Krankheitsverläufen führen können. Die Ergebnisse zeigten im Vergleich zu Personen ohne spezifische Immunität gegenüber SARS-CoV-2 ein signifikant verringertes Risiko für eine Krankenhauseinweisung in Zusammenhang mit COVID-19.
Allerdings zeigte die Studie, dass Personen mit natürlicher Immunität, die während der Delta-Welle wesentlich seltener infiziert wurden, in der Omikron-Welle ein erhöhtes Risiko für einen positiven Test hatten.
Ein weiterer Vergleich zwischen Personen mit natürlicher Immunität und solchen mit Hybridimmunität ergab, dass die Hybridimmunität in der Delta-Welle einen besseren Schutz vor Infektionen bot. Auch die Wahrscheinlichkeit für einen Krankenhausaufenthalt aufgrund COVID-19 war sehr gering. In der Omikron-Welle drehte sich das Ergebnis, und Personen mit Hybridimmunität hatten ein leicht erhöhtes Risiko für eine erneute Erkrankung.
Die Personen der dritten Kohorte, also jene, die geimpft waren, aber zuvor noch keine Infektion durchgemacht hatten, wiesen ein um mehr als siebenmal erhöhtes Risiko für eine Hospitalisierung auf, als die Vergleichsgruppe, die eine natürliche Immunität aufwies.
Limitierungen der Studie
Eine der Einschränkungen der Studie bestand darin, dass einige Personen zwar mit COVID-19-Infektionen ins Krankenhaus eingewiesen wurden, die Einweisung jedoch nicht unbedingt aufgrund von COVID-19 erfolgte. Die Forscher versuchten, dieses Problem zu minimieren, indem sie nur Einweisungen mit Codierungen, die tatsächlich auf Atemwegserkrankungen hinwiesen, in ihre Studie einschlossen.
Die Forschungsarbeit wurde durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung des Estnischen Forschungsrats und des Europäischen Sozialfonds finanziert.
Die Autoren erklärten, dass es keine Interessenkonflikte gab.